Kellertor – Parkplatz – „Anlieger oder parken frei“

Seit Jahren geht den Anwohnern des Parkplatzes am Kellertor das Treiben dort gehörig auf den Keks, die einst als Wanderparkplatz angelegte Fläche entwickelt sich zum LKW-Rast- und Übernachtungsplatz, hier werden allerlei Waren gehandelt, Verkaufsstände nutzen die verkehrsgünstige Lage, Müll- und Kleidercontainer haben eigentlich im Landschaftsschutzgebiet auch nichts zu suchen, der Kunstverein verzierte die Böschung mit einem seiner Blechmännchen. Tag für Tag wird auf der angrenzenden Wiese ein Berg an Hundekot abgeladen, daß es einen graust, und ständig ist alles zugeparkt, bevorzugt der ziemlich gefährliche Kreuzungsbereich zur Flurstraße.
Hier hatten einige Fahrer regelrechte Stammplätze eingerichtet, auf der Verkehrsinsel wurden von Firmen aus dem Großraum allerlei Waren gehandelt, Autokennzeichen getauscht, und einen kleinen Markt für Schwarzarbeiter gibt es dort auch zu manchen Jahreszeiten. Am Wochenende kommen dann noch Pferdeanhänger und Spaziergänger hinzu, dabei gilt die Devise: Je dicker der Schlitten, desto dreister wird geparkt, bevorzugt auf den angrenzenden Grünflächen. Die einigermaßen bescheuerte Beschilderung tut ein Übriges „Anlieger oder parken frei“ hatte sich ein weiser Mitarbeiter des Tiefbauamtes ausgedacht. Dafür gäbe es in der Schule bestenfalls eine vier minus wegen unklarer Handlungsanweisung, denn da kann sich jeder raussuchen was ihm passt.
Wer sich den Tort antut, die entsprechenden Herren oder Damen auf irgendein Fehlverhalten oder Verkehrsbehinderung anzusprechen, kann von Glück sagen, wenn er nur auf Unverständnis stößt. Frechheiten gehören dort zur Tagesordnung, wer unter zu geringem Blutdruck leidet, kann gerne mal ein paar entsprechende Versuche starten. Irgendwann platzt einem dann auch mal der Kragen, derartige Aufregung gibts übrigens auf vielen Wanderparkplätzen der Region – völlig rezeptfrei.
Was regt er sich auf, der Kerl, über so eine blöde Verkehrsinsel? mag jetzt der eine oder andere Leser denken. Dem sei gesagt, dass am Kellertor einer der wenigen trocken-warmen Plätze im Stadtgebiet liegt, auf denen die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) gedeiht, und wer in die – leider vergriffene – Flora des Kreises Mettmann schaut, findet dort bei etlichen Pflanzenarten das „Kellertor“ ausdrücklich erwähnt. Das liegt daran, dass am westlichsten Zipfel von Haan das Stadtgebiet gerade eben noch die Bergische Heideterrasse erreicht, mit mageren Sand- und Kiesböden, die heute selten gewordenen Pflanzen ein Refugium bilden. Und dass ich keine Lust habe zuzuschauen, wie dieser Standort völlig sinnlos zuschanden gefahren wird. Die Robinien und Traubenkirschen in der Böschung haben dort eigentlich auch nichts zu suchen, die Böschung müsste mal dringend gemäht und abgeräumt werden! Alles keine große Sache, aber trotzdem ärgerlich, vor allem wenn man dreimal am Tag dort vorbei muss.
FotoSo weit so schlecht, aber im Naturschutz gilt seit Jahrzehnten die Devise: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt„, also füllte ich als guter Demokrat im September letzten Jahres das Meckerformular der Stadt Haan aus. Es erschien ein mäßig engagierter Mitarbeiter des Ordnungsamtes, leider zu einem Zeitpunkt als der Parkplatz mal zufällig ziemlich leer war.
Aber jetzt! Die Hoffnung war schon fast gestorben, doch seit Ende letzter Woche liegen ein paar hoffentlich unverrückbare Baumstämme als Besucherlenkung auf der Verkehrsinsel, und seitdem parken die Spezialisten wieder dort wo die Parkflächen sind. Für eine solche Maßnahme ein halbes Jahr nach dem Gemecker müsste man sich ja eigentlich nicht bedanken, ich mache es hier trotzdem: Danke, liebe Bauhof-Truppe! Mehr davon!

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